Digital Tuesday LIVE – Vincent Bueno
„Wir kreieren die ganze Zeit Drogen“
Vincent Bueno ist Schauspieler, Musical-Star und als Pop-Musiker Österreichs Ass im Ärmel beim Eurovision Song Contest. Im Talk mit Hannes Kirchbaumer verrät er, wie er seinen Tag beginnt, warum er sich selbst als Investment betrachtet und warum es oft besser ist, einfach los zu lassen.
Worin liegt der Antrieb für den Job, den du jetzt machst?
Ich bin sehr früh zum Showgeschäft gekommen. Mit 16 habe ich im Konservatorium mit dem Musical-Studium begonnen. Irgendwie habe ich es geschafft, in beiden Welten zu leben und mich gleichzeitig auch als Musiker weiter zu entwickeln. Viele in diesem Land denken in Schubladen. Wie kann das funktionieren, dass jemand, der Musical und Theater macht auch als Popo-Musiker erfolgreich ist? Und warum macht er auch noch Media für andere Leute? Einfach, weil Künstler zu sein eine Berufung ist. Wenn man diese kreative Kraft in sich spürt, benötigt man allerdings sehr viel Durchhaltevermögen, um seine Träume zu verwirklichen. Es braucht viel Lebenserfahrung, um die Höhen, Tiefen und Abgründe zu überstehen und Elastizität zu entwickeln. Als Künstler muss man auch bereit sein, gewisse Risiken zu tragen. Es gibt keine festen Zeiten, keinen bezahlten Urlaub, keine Versicherung. Man weiß nie, was als nächstes kommt. Aber mit dem Gedanken, dass man ein Investor in die eigene Sache ist, ergibt alles Sinn. In meinem Fall hat es zehn Jahre gedauert, bis das Investment voll aufgegangen ist und der Erfolg kam.
Wie läuft ein typischer Tag von dir ab?
Ich versuche eine gewisse Regelmäßigkeit in meine Tage zu bekommen. Selbstständige können sich zwar grundsätzlich Schlaf und Auszeiten gönnen, tun es aber nie. Ich wache immer schon vor dem Wecker auf. Und dann pflege ich jeden Tag das gleiche Ritual. Bevor das Hirn zu rattern beginnt, versuche ich, mir einen Moment der Stille zu gönnen. Ich fokussiere mich und überlege, warum ich mache, was ich mache. Ich verbinde mich mit der Quelle meines Antriebs. Das ist wichtig, um mich zu erden. Und dann geht es schon ab es in den Wahnsinn.
Bist du rund um die Uhr online, oder gönnst du dir auch eine handyfreie Zeit?
Ich bin fast den ganzen Tag am Handy. Ich versuche aber mir Auszeiten zu nehmen. Man kann spüren, wie heiß das Gerät mit der Zeit wird. So gesund kann das nicht sein. Und doch sind wir immer damit in Kontakt und umgeben von W-Lan-Strahlen. Ich versuche die Geräte zumindest am Abend immer abzuschalten. Ich möchte auch für meine Kinder eine gesunde Mitte finden, was den Umgang mit Technik anbelangt. Als Selbstständiger arbeite ich fast nur noch mit Social Media. Dabei zählt, wie aktiv man ist. Das hat sich stark beschleunigt. Und an manchen Tagen ist das sehr anstrengend und ermüdend. Aber das ist der Job.
Was war die bisher beste Entscheidung deiner Karriere?
Mein Tonstudio aufzubauen. Hier kreiere ich meine Werke, hier tanke ich Kraft, hier kann ich auch sehr viel schaffen. Es ist meine Werkstätte. Damit kann ich auch mein zu Hause von der Arbeit trennen. Das ist wichtig. Karrieretechnisch gab es viele Wow-Momente. Es gab keine einzelne beste Entscheidung, aber immer wieder Türen, die sich geöffnet haben. Natürlich gab es auch schlechte Entscheidungen. Aber dadurch lernt man etwas, und es geht weiter. Man erlebt Dinge, erfährt Schicksalsschläge und durch das Loslassen wird man wieder frei. Das gilt auch für Entrepreneure: Wenn man zu verkrampft ist, erreicht man nicht so viel, wie wenn man loslässt und glaubt, dass es gut werden wird. Die Dinge passieren immer im richtigen Moment, man bekommt nur das, was man handeln kann.
Was sind deine nächsten Ziele?
Ich arbeite an neuen Tracks. Ich möchte ganz viel neue Musik machen. Ich realisiere gerade mehr und mehr, welche Macht die Musik hat. Wir Musiker kreieren die ganze Zeit Drogen. Du kannst eine ganze Generation versauen oder inspirieren. Musik zu machen, ist harte Arbeit, und wie viel Erfolg sich einstellt, liegt nicht in meine Händen. Fix ist aber, dass neue Drogen kommen. Ich bin am kreieren.
Bildcredit: Martin Hauser, Catchlight Photography
Vincent Bueno
Vincent Bueno (* 10. Dezember 1985 in Wien) ist ein österreichischer Sänger philippinischer Herkunft. Er vertritt Österreich beim Eurovision Song Contest 2021 in den Niederlanden.