Digital Tuesday LIVE – Sandra Thier
No risk no fun – Sandra Thier hat ihre Sporen in der klassischen Medienwelt verdient und als TV-Moderatorin Millionen Zuschauer erreicht. Ihr Know-how hat sie genutzt, um beim Siegeszug der digitalen Kanäle ganz vorne mit dabei zu sein. Im Talk mit Hannes Kirchbaumer verrät sie, warum die Zusammenarbeit mit jungen Creators so spannend ist und warum es nicht ohne Mut geht.
Warum machst du heute genau den Job, den du machst?
Weil ich glaube, dass digitales Video-Knowhow gepaart mit Digitalisierung die Zukunft ist. Video ist das stärkste Mittel, um Botschaften auszudrücken. Ich komme vom Fernsehen und war lange für Großkonzerne tätig. Ich weiß, wie Storytelling geht und wie man eine Geschichte aufbaut. Dieses Wissen ist nach wie vor extrem wichtig, auch wenn sich die Kanäle und die Formate laufend verändern. Es macht heute nichts mehr, wenn das Bild bei Videos wackelt. Das sind die User von den vielen Handyvideos gewöhnt. Das war früher anders. Solche Bilder konnte man definitiv nicht senden. Heute ist das egal. Viele Menschen aus der klassischen Medienwelt wurden durch diese Entwicklung vor den Kopf gestoßen. Sie hatten tolle Ausbildungen und plötzlich hatten 13 Jährige mit iPhone-Videos unglaublichen Erfolg. Das technische und gestalterische Knowhow und die Erfahrung kann man aber super in die digitale Welt einbringen. Deswegen haben wir 2015 diego5 gegründet. Da war YouTube schon am Siegeszug.
Heute betreut ihr YouTube-Creators, macht aber auch große Fernsehproduktionen. Wie hat sich das entwickelt?
Ich war ja selbst Moderatorin im TV und hatte jeden Tag Millionen Zuschauer. In dieser Zeit habe ich sehr viel gelernt. Bevor ich ausstieg, ging es schon mit Facebook und YouTube los. Zu der Zeit waren viele klassische Medienmenschen noch sehr skeptisch. Ich dachte zunächst auch, dass ich diesen Kanal nicht brauche, da man mich ja eh im Fernsehen sieht. Aber die Quoten sind immer mehr zurückgegangen. Heute konsumieren junge Menschen TV überhaupt nicht mehr klassisch. Sie sind nur mehr online. Ich habe aber Nachrichten für junge Menschen gemacht, die ich erreichen wollte. Also habe ich geschaut, wohin der Trend geht und dann diego5 gegründet. Wir wurden zu Pionieren im Influencer-Bereich. Ich finde es besonders spannend, den Jungen zuzuhören und voneinander zu lernen. Es ist toll, was die jungen Creators machen. Ich lerne von ihnen und sie von mir. An dieser Schnittstelle entstehen ganz tolle Ideen. Das schätzen unsere Kunden. So bieten wir jetzt vom 15-Sekunden Clip bis zur Dokumentation ein breites Spektrum an Möglichkeiten an.
Welcher Kanal ist für dich ganz besonders wertvoll?
Eindeutig YouTube. Bei den anderen schaut man über die Inhalte eher drüber. Aber bei YouTube bleibt man länger. Man sucht einen Content bewusster. Dadurch ist YouTube auch ideal für längere Formate geeignet. Instagram, Facebook und TikTok funktionieren anders. Sie werden eher nebenbei konsumiert. Allerdings arbeiten auch diese Plattformen intensiv an neuen Formaten. Ich bin schon gespannt, was als nächstes kommt.
Wie schaut ein typischer Tag bei dir aus?
Meine Tage gestalten sich immer sehr unterschiedlich. Es gibt entspannte und dichtere. Ich erlebe viele Produktionstage am Set, wir sind aber auch häufig in Pitchphasen und schreiben Konzepte. Das mache ich auch mit meinen Teams. Viele Tage sind also auch von Abstimmungsprozessen geprägt, von internen Meetings und Kundenterminen. Mir wird nie langweilig. Als Unternehmer ist man immer selbst und ständig. Man muss schauen, dass man Gas gibt und Spaß hat. Man muss sich aber auch einmal eine Auszeit zum Durchschnaufen gönnen. Es gilt ein Mittelmaß zu finden.
Wie oft schaust du pro Tag auf dein Smartphone?
Nachdem wir auch Social Media Kanäle von Kunden und auch eigene betreuen, bin ich fast permanent online. Wie oft schaue ich also drauf? Wahrscheinlich die ganze Zeit. Das Smartphone ist fast wie ein Teil meines Köpers.
Was war die beste Entscheidung deiner Karriere?
Sollte ich morgen sterben und jemand fragt mich nach meinem Leben, kann ich sagen: Es war geil. Danke, dass ich da sein durfte. Ich bin immer zum richtigen Zeitpunkt gegangen und hatte immer Spaß. Leidenschaft, Passion und Spaß haben, egal was man macht – darum geht es. Das Leben ist zu kurz, um Arbeit zu machen, die man nicht mag. Dann ist es klug weiterzugehen und zu schauen, was einen antreibt. Egal ob ORF, bei RTL Deutschland oder diego5: Ich habe immer eine geile Zeit.
Welche Rolle spielt Mut, um diese Haltung leben zu können?
Wir waren die Ersten, die auf die neuen Kanäle gesetzt haben. Das war mutig. Mut wird belohnt und First mover werden auch belohnt. Man muss etwas wagen und ausprobieren, wenn man erfolgreich sein möchte. Ob es klappt, weiß man aber am Anfang nicht. Deswegen gilt: No risk no fun. Denn es gibt auch Gründungen, die nicht einschlagen.
Was sind deine nächsten Ziele?
Ich will für Netflix und Amazon prime produzieren.
Bildcredit:
Sandra Thier
Co-Founder & CEO "diego5 studios" branded entertainment & Influencer marketing
Expertin für Influencer & Video Marketing